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LESEZEIT: 04-06 min

claudia

Wenn ich was loswerden möchte, ziehe ich mich zurück und schreibe. Ich habe schon als Kind geschrieben, ich konnte durch das Schreiben viel loslassen. Als Kind hatte ich eigentlich niemanden zum Reden. Bis zum 10. Lebensjahr war ich bei meiner Mutter, dann kam ich ins Heim. Ich habe durch meinen Stiefvater und meine Brüder viel Gewalt erfahren.

Als Kind war nur meine Großmutter eine Bezugsperson für mich. Als sie gestorben ist, war es schwer loszulassen, weil ich viel Zeit bei ihr verbracht habe. Erst viel später hat mich eine Betreuerin auf die Idee gebracht, einen Brief an die Oma zu schreiben. Danach haben wir ihn gemeinsam verbrannt. Das hat mir sehr gutgetan. Heute schreibe ich Artikel für die Straßenzeitung Kupfermuck‘n und ich verkaufe die Zeitung auch, jeden ersten Freitag im Monat in Ottensheim.  

 

Der Lockdown durch Corona hat mir nicht gutgetan. Alles ist weggebrochen, keine Redaktionssitzungen, wir haben zeitweise nicht einmal die Zeitung verkaufen dürfen. Ich bin auch technisch nicht für Zoom-Meetings ausgerüstet, mein Computer ist komplett veraltet. Ein neues Modell kann ich mir jetzt nicht leisten.

Der Lockdown durch Corona hat mir nicht gutgetan. Alles ist weggebrochen, keine Redaktionssitzungen, wir haben zeitweise nicht einmal die Zeitung verkaufen dürfen. Ich bin auch technisch nicht für Zoom-Meetings ausgerüstet, mein Computer ist komplett veraltet. Ein neues Modell kann ich mir jetzt nicht leisten.

 

Im Heim war ich ziemlich fehl am Platz, weil ich in einem Heim für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung war. Ich bin dort in meiner Entwicklung sehr zurückgefallen, eine Erzieherin hat mich gemobbt und geschlagen. Mit 15 kam ich in eine Wohngemeinschaft nach Linz. Da ist es mir dann besser gegangen, weil ich mit meiner Bezugsbetreuerin reden konnte. Es ist auch heute noch schwer für mich mit jemanden zu reden, mich zu öffnen und zu vertrauen. Soziale Kontakte aufzubauen ist schwierig. Meine Hilfsbereitschaft und mein Vertrauen wurden schon als Kind und Jugendliche oft ausgenutzt, dadurch wurde ich vorsichtig.

 

Mit meiner Mutter und meinen Schwestern habe ich Kontakt, aber nicht mit meinen Brüdern. Ich habe ab 2012 eine Traumatherapie gemacht und es ist gut, dass ich keinen Kontakt mit ihnen habe. Sie haben keine Einsicht und es gab keine Versöhnung. Ich habe kein Bedürfnis sie zu sehen. Finanziell war es auch nicht so einfach. Ich habe als Kind meistens die Sachen von meinen älteren Schwestern bekommen, ganz selten was Neues.

 

Ich war in der Sonderschule und habe sie abgeschlossen, aber ich habe keine Lehre gemacht. Da war das Jugendamt dagegen. Ich wäre gerne Köchin geworden. Ich würde auch heute noch gerne diese Lehre machen, aber ich habe seit 2003 die Invaliditätspension und da kann man keine Ausbildung machen. Vorher habe ich als Küchenhilfe gearbeitet und im Kindergarten als Reinigungskraft. Ich koche sehr gerne, vor allem für andere.

 

Das Jugendamt hat mir leider Steine in den Weg gelegt. Man hat nicht geschaut was ich will, was mir guttut.

Das Jugendamt hat mir leider Steine in den Weg gelegt. Man hat nicht geschaut was ich will, was mir guttut.

Ich habe drei Kinder, die ältere wird nun 18. Acht Monate lang war sie bei mir, aber ich habe dann eingesehen, dass ich es nicht schaffe und habe sie freiwillig zu Pflegeeltern gegeben. Ich hatte aber immer Kontakt zu ihr. Ich habe auch noch Zwillinge im Alter von zwölf Jahren. Sie sind auch bei Pflegeeltern, sie haben sie mir zwei Tage nach der Entbindung abgenommen. Es geht ihnen gut und ich habe auch Kontakt zu ihnen, einmal im Monat für eine Stunde. Ich habe viel versäumt und es tut mir weh sie zu sehen. Sie sagen zu den Pflegeeltern Mama und Papa, das stresst mich. Aber ich bin froh, dass sie einen guten Platz haben.

 

Mein Mann und ich werden uns nun trennen. Eigentlich habe ich nicht daran gedacht zu heiraten und Kinder zu bekommen. Das hat sich so ergeben. Die erste Tochter war ein one-night-stand, mit meinem Mann wollte ich ein gemeinsames Kind, dass es Zwillinge werden, damit haben wir natürlich nicht gerechnet.

 

Nun komm ich gut über die Runden, es geht mir auch psychisch gut. Ich hatte schwere Depressionen, ich habe mich geritzt, auch Suizidversuche waren dabei. In der Therapie habe ich gelernt, dass nicht immer ich an allem schuld bin. Ich schau auf mich und gehe sehr gerne spazieren, oder ich genieße die Sonne auf einem Bankerl oder bei mir daheim auf dem Balkon in meiner kleinen Wohnung. Meine Katze Julia tut mir auch sehr gut. Ich lese auch gerne und viel.

 

Ich habe nun ein gutes Leben. Es geht ums Loslassen. Da bin ich auf einem guten Weg. Ich habe nun einfach losgelassen.

Ich habe nun ein gutes Leben. Es geht ums Loslassen. Da bin ich auf einem guten Weg. Ich habe nun einfach losgelassen.

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