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LESEZEIT: 06-08 min

herbert

Ich hab bei der Kripo in Salzburg gearbeitet. Natürlich weiß ich, wie es jemandem auf einem Amt ergehen kann. Die meisten Verwaltungsbeamten sind wirklich super, aber die restlichen, sagen wir fünf Prozent, die machen einem dann Probleme. Wenn so ein Beamter gerade nicht gut drauf ist und es kommt zum Beispiel eine schüchterne alte Frau rein, die hat überhaupt keine Chance. Wenn ein Sachbearbeiter oder eine Sachbearbeiterin nicht will, hast du keine Chance. Sowas ist möglich. Das hab ich auch bei der Polizei erlebt. Polizisten sind auch nur Menschen, und machen nicht immer alles gut.

Dann kommt dazu, dass du dich als Normalbürger rechtlich nicht auskennst oder das Amtsdeutsch nicht verstehst. Und ich bin diese Sprache gewohnt, ich kenn die Situation auf den Ämtern, darum hab ich jetzt in der Pension beim Projekt "mitgehn" meine Hilfe angeboten.

Dann kommt dazu, dass du dich als Normalbürger rechtlich nicht auskennst oder das Amtsdeutsch nicht verstehst. Und ich bin diese Sprache gewohnt, ich kenn die Situation auf den Ämtern, darum hab ich jetzt in der Pension beim Projekt "mitgehn" meine Hilfe angeboten.

Viel Unterstützung kannst eh nicht leisten. Du redest vorher, worum es geht. Und dann kannst dich eventuell einmischen, also ein paar Fragen stellen, aber da muss man aufpassen: Man darf die zu Begleitende nicht vertreten, sondern nur unterstützen. Ich kann fragen, ob sie alles versteht. Und ihr erklären, was sie nicht versteht. Ansonsten bist du vor allem eine Gefühlsstütze, und eine moralische Stütze.

Ich hab zum Beispiel eine Dame zum Sozialamt begleitet. die hat in einer geschützten Werkstätte gearbeitet, ich weiß nicht wie lange, und sie hat das nimmer gepackt, gesundheitlich. Das hat man ihr auch angesehen. Sie war also nicht arbeitsfähig. Und sie war schon zwei Mal dort, am Sozialamt, und hat sich vor dieser Beamtin gefürchtet. Das war eine junge Juristin, korrekt und höflich, aber mit einer klaren gesetzesgetreuen Ansage, was vielleicht Menschen, die ein weniger streng sturkturiertes Leben führen, etwas stresst, da sie nicht immer alles sogleich verstehen.

Und auf einmal hat es bei diesem Termin geheißen, die Klientin habe Vermögen, ein Auto, das müsse sie vom ÖAMTC schätzen lassen. Ich hab das Auto vorher gesehen und gefragt: Darf ich kurz was einwerfen? Sagt sie ja. Dieses Auto ist zwölf Jahre alt, das steht in keiner Liste mehr zum Verkauf, das kann nur irgendein Kasperl schätzen, das kann nur ein Liebhaberpreis sein, einen amtlichen Preis gibt es für das Auto nimmer. Egal, sie muss das schätzen lassen, das steht im Gesetz so drinnen.

Dann das nächste: Ja, und bei der Wohnung haben Sie einen Garagenplatz dabei, das ist übers Normale. Hab ich wieder etwas klarstellen müssen. In Salzburg gibt es eine Stellplatzverordnung, jetzt ändern sie die allmählich, aber für die älteren Wohnhäuser heißt das: Da gibt es keine Wohnung ohne einen Auto-Stellplatz. Aha. Hat sie bei der Wohnbaugesellschaft angerufen, hab ich Recht gehabt.

Auch den Internetanschluss hat diese Beamtin nicht als ein Gebrauchsgut, sondern als ein abzustoßendes Vermögen gerechnet. Das war dann insofern bemerkenswert, als sie die Klientin zum Schluss aufgefordert hat, all ihre Dokumente einzuscannen und ihr per Email zu schicken. Also wie jetzt? Hab ich auch ein "Moment einmal" einwerfen müssen.

Auch den Internetanschluss hat diese Beamtin nicht als ein Gebrauchsgut, sondern als ein abzustoßendes Vermögen gerechnet. Das war dann insofern bemerkenswert, als sie die Klientin zum Schluss aufgefordert hat, all ihre Dokumente einzuscannen und ihr per Email zu schicken. Also wie jetzt? Hab ich auch ein "Moment einmal" einwerfen müssen.

So viel Einmischung ist natürlich die Ausnahme. Auch dass ich diese Klientin ein zweites Mal dorthin begleitet hab. Normal tun wir ja durchtauschen. Jedenfalls haben wir noch einen gemeinsamen Termin gehabt und wie ich gefragt hab, wie es ihr geht, hat sie gemeint: Gut, jetzt trau ich mich. Also hat sie diese Scheu vor dem Amt überwunden. Das hat mir persönlich schon getaugt.

Ich bin einfach sozial geprägt. Meine Frau auch, die geht für die Caritas sammeln seit dreißig Jahren, und arbeitet im Pfarrgemeinderat. Ich war zum Beispiel bei der Polizei immer Personalvertreter.

 

Es kann sich nicht jeder selber helfen, das ist so. Nach drei Bier vielleicht schon, aber wie, das wissen wir eh.

Es kann sich nicht jeder selber helfen, das ist so. Nach drei Bier vielleicht schon, aber wie, das wissen wir eh.

Ich war in Österreich einer der Computer-Pioniere, Ende der 1980er Jahre, da war das Darknet wirklich noch dark. Bei uns im Haus war ich dann Ausbildner für EDV. Heute, in der Pension, gebe ich EDV-Kurse für Pensionisten. Denen erklär ich viel zur Netzwerksicherheit, wo sie aufpassen müssen, welche Betrügereien es gibt. Wobei es gar nicht in erster Linie die Alten sind, die auf Tricks reinfallen, das glaubt man nur. Der Hauptgrund, Internetbetrügern auf den Leim zu gehen, das ist die Gier. Da hast du zum Beispiel Steuerberater, Rechtsanwälte, teilweise sogar Geldanleger selber. Und wie die ÖVP-Chats aufgekommen sind, hat sich ja auch gezeigt, dass die Jungen EDV-mäßig oft null verstehen.

Heute wissen viele gar nicht mehr, was Armut ist. Aber wenn du nicht in einem Luftschloss sitzt, sondern wie ich in meinem Beruf mit Armutsbetroffenen in Berührung kommst, dann weißt du, dass es das gibt. Und du weißt, wie die sich fühlen, wie es für so jemanden ausschaut. Und dann wirst du selber genügsamer, weil du musst nicht alles haben.

Während dem ersten Corona-Lockdown habe ich mitgeholfen, Leuten das Notwendigste zu bringen, die Grundversorgungsmittel. Das war eine gut durchorganisierte private Nachbarschaftshilfe, die einen haben telefoniert, die anderen sortiert und ausgeliefert. Das hat mir getaugt.

 

Da hab ich beim Zustellen sogar einen angetroffen, mit dem ich früher als Polizist zu tun gehabt hab. Wie er mich gesehen hat, hat's ihn gerissen. Hab ich gesagt: Keine Angst, ich bring dir nur was zum Futtern.

Da hab ich beim Zustellen sogar einen angetroffen, mit dem ich früher als Polizist zu tun gehabt hab. Wie er mich gesehen hat, hat's ihn gerissen. Hab ich gesagt: Keine Angst, ich bring dir nur was zum Futtern.

Wir haben heute eine gesellschaftliche Ideologie, da geht es nur mehr um Konsum, und immer mehr haben als der andere, und tausend Sachen, die du nicht brauchst. Und dabei lässt man andere hängen. Das mag ich gar nicht.

Oder nehmen wir die Geschichte mit den Übergewinnen für die Energiekonzerne. Übergewinn, diesen Begriff hat es vorher ja gar nicht gegeben. Wieso haben die überhaupt einen Übergewinn? Weil sie zu teuer verkauft haben. Die Kunden haben das bezahlt, also gehört das denen retourniert. Und nicht mit dem Schmäh kommen: Wir müssen investieren. Zum Investieren bleibt ihnen immer noch genug.

Wenn der Staat es richtig organisiert,

ist für jeden was drinnen.

Der Staat hat sich um die Grundbedürfnisse der Menschen zu kümmern, und da gehört die Energie dazu. Und mit den Grundbedürfnissen sollte niemand Profite machen oder spekulieren dürfen.

Wenn der Staat es richtig organisiert, ist für jeden was drinnen.

Der Staat hat sich um die Grundbedürfnisse der Menschen zu kümmern, und da gehört die Energie dazu. Und mit den Grundbedürfnissen sollte niemand Profite machen oder spekulieren dürfen.

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