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manfred f

LESEZEIT: 05-07 min

Es geht immer um Posten, Macht und Einfluss. Ich war früher Betriebsrat in einer Firma in Linz. Das war eine Mördergrube. Durch meine Zeit als Franziskaner habe ich viel Einblick bekommen, wie die Strukturen in der Kirche sind und auch in einem Orden. Es geht auch da um viel Macht und Einfluss und Geld.

 

Ich war Wirt in Salzburg und bin damals mal in die Franziskanerkirche. Das ist eine alte, schlichte Kirche aus dem 11. Jahrhundert. Sie hat was. Ich bin wieder regelmäßig in die Messe gegangen, habe immer mehr die Gemeinschaft kennengelernt und so sind wir zusammengekommen. Ich habe mich schließlich dem Laienorden angeschlossen. Nach der Scheidung von meiner Frau brauchte ich eine Auszeit und wollte eine Weile im Kloster leben.

 

Dann habe ich mich entschieden, die Gelübde abzulegen und wurde Mitbruder. Aus den geplanten vier Monaten Auszeit wurden schließlich sechs Jahre. Ich habe gekocht und mich um die Suppenküche für Obdachlose gekümmert.

Dann habe ich mich entschieden, die Gelübde abzulegen und wurde Mitbruder. Aus den geplanten vier Monaten Auszeit wurden schließlich sechs Jahre. Ich habe gekocht und mich um die Suppenküche für Obdachlose gekümmert.

 

Ich habe den Orden dann aber verlassen, weil ich doch eine andere Vorstellung vom Leben als Franziskaner habe. Manche waren mir zu wenig am Gelübde der Armut orientiert, zu wenig einfach und demütig. Meiner Mutter ist es auch nicht so gut gegangen, dann bin ich 2017 zurück nach Linz. Aber es sind Freundschaften durch die Zeit im Kloster entstanden. Ich habe die franziskanische Spiritualität und Philosophie gut kennengelernt, ein Stück Assisi trage ich immer bei mir, in Form des Taus. Ich bin einmal auch zu Fuß von Rimini nach Assisi gegangen. Das gehört einfach dazu. Ich habe nach wie vor Kontakt mit den Franziskanern. Man wird kein Heiliger, wenn man in den Orden eintritt. Man bleibt ein Mensch.

  

In Salzburg habe ich Theologie studiert und auch abgeschlossen. Zurück in Linz habe ich am Anfang meine lieben kleinen Probleme mit dem AMS gehabt. Ich habe gesagt, ich kündige beim AMS. Ich wollte nicht mehr in die Gastronomie zurück, aber sie haben mir immer wieder solche Stellen vermittelt. So habe ich mich abgemeldet und mich dreieinhalb Jahre ohne AMS durchgefrettet. Das war hart. Mit einem Hausmeisterjob und Gelegenheitsjobs ging es mehr oder weniger. Jetzt sind meine Verhältnisse wieder in Ordnung. Ich habe um Ausbildungsförderung angesucht und berufsbegleitend Soziale Arbeit in St. Pölten studiert. Derzeit schreibe ich meine Bachelorarbeit und habe mich als Obdachlosenseelsorger beworben. Oder ich arbeite für die Lebenshilfe. Meine erste Ex-Frau ist in Linz und meine zweite Ex-Frau und meine drei Söhne sind in Salzburg. Der Kontakt mit ihnen ist gut. Ja, im Laufe der Zeit kommt was zusammen.

 

Wenn mich persönlich etwas bedrückt, nehme ich mir eine kurze Auszeit und finde mich wieder. Spiritualität ist mir wichtig. Ich sitze gerne in der Natur, am Wasser und lese oder schaue einfach dem Lauf der Natur zu. Da schwimmt ein Fischotter, da singt ein Vogel. Ich höre und sehe keinen Menschen, da kann ich meine Batterien wieder aufladen. Mein Leben als armer Mensch, als ich auch auf der Straße war, hat mich nicht so belastet. Es war Sommer und nur ein paar Wochen. Sicher, es geht einem auch mal schlecht und man lässt sich hängen, aber dann muss es wieder aufwärts gehen. Und das ist mir immer wieder gelungen. Drogen oder Alkoholmissbrauch waren nicht das Thema. Sicher habe ich mal mehr getrunken als mir gutgetan hat, aber dann hatte ich nächsten Tag Kopfweh und habe es bereut. 

 

Gesellschaftlich belastet mich die momentane Lage. Corona hat vieles entzweit. Ich beobachte, dass viele ihre sozialen Kontakte verloren haben und einsam sind. Einrichtungen waren geschlossen, die Treffpunkte sind auf einmal weggefallen und das wirkt nach wie vor nach. Die zwei Jahre Corona haben viele Gruppen, die sich früher dort gebildet haben, zerstört. Manche werden nun wieder rückfällig und trinken zu viel.

 

Das neue Sozialhilfegesetz in OÖ ist eine Frechheit. Es wird richtig viel gespart, gerade im Sozialbereich. Die Energiepreise steigen, die Lebensmittel werden teurer. Für Armutsbetroffene reicht ein kleiner Rückschlag und es geht sich nicht mehr aus, denn sie haben keine Rücklagen.

 

Das neue Sozialhilfegesetz in OÖ ist eine Frechheit. Es wird richtig viel gespart, gerade im Sozialbereich. Die Energiepreise steigen, die Lebensmittel werden teurer. Für Armutsbetroffene reicht ein kleiner Rückschlag und es geht sich nicht mehr aus, denn sie haben keine Rücklagen.

Ist man drei Monate mit der Miete im Rückstand, wird delogiert und viele landen dadurch auf der Straße. Als Betroffenenvertreter für Wohnungslose beim Land OÖ habe ich viele Anliegen, aber ich bin eh schon zufrieden, wenn ein Minimalziel erreicht wird. Zum Beispiel, dass die PCR-Tests für Wohnungslose gratis sind, oder ich setze mich für die Erweiterung des Obdachlosenratgebers ein. Das ist eine Broschüre mit Infos, wo man essen kann, wo man gratis Lebensmittel bekommt. Oder ich hoffe immer noch, dass wir in Linz eine zweite Notschlafstelle bekommen.

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