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Maria: Wir sind so gerne unterwegs. Wir nutzen es nun aus, solange wir noch so beweglich sind. Jetzt fahren wir für zwei Wochen zum Gardasee, dann noch für drei Wochen ins Tessin. Wir fahren immer mit den Öffis, überallhin. In der Schweiz braucht man kein Auto. Wir steigen am Bahnhof aus und dann gibt es ein schönes Touristenticket. Wir nehmen immer das Ticket für 15 Tage um 400 Euro. Wir können drei Wochen bleiben und mit allem fahren, Bus, Zug, auch mit Bergbahnen zum halben Preis, aber nur für zwei Wochen zahlen wir. Wir reisen mit Rucksack und nehmen eine Ferienwohnung, weil dort können wir auch Wäsche waschen und uns was kochen. Wir fahren gerne mit der Seilbahn hinauf, um einen Ausblick zu haben. Dann essen wir zu Mittag auf einer schönen Terrasse. Wir schauen uns gerne Städte und Kulturgüter an. Wir genießen es einfach. Wir sind in so viele Länder gereist, ohne die Sprache zu können, Italien oder auch in die französische Schweiz. Man hat Hände und Füße und da deutet man eben hin, wenn man was will.

Heinz: Maria ist die Reiseleiterin. Sie sucht vorab schon eine schöne Wohnung und schaut, wo gibt es eine Waschmaschine, haben wir einen Balkon, wo fährt der Bus, wo kann man einkaufen. Sie hat ein besonderes Geschick dafür. Zuhause sterben die Leute. Wenn wir unterwegs sind, lernen wir neue Menschen kennen. Durch andere Reisende machen wir neue Erfahrungen und hören von interessanten Dingen.

Maria: Wo wir daheim sind, gibt es keinen Bus, gottseidank hat Heinz ein kleines Auto. Wir fahren immer bis zur Bushaltestelle, da gibt’s dann einen Bus nach Linz. Wir leben anders als die Nachbarn in unserer Siedlung. Wir haben einen eigenen Garten, wir sind die einzigen, die Gemüse anbauen, die anderen haben nur Blumen oder einen Rasen. Wir haben eine Wiese. Ich mache Marmelade und friere viel ein, es ist ja alles auch so teuer geworden. Wir trinken kaum Alkohol.

 

Wenn wir Autofahren überlegen wir immer, wie wir alles verbinden und fahren so wenig wie möglich. Wegen der Umwelt natürlich. Aber es ist jedem seine Entscheidung, manche fahren zwanzigmal wohin.

Wenn wir Autofahren überlegen wir immer, wie wir alles verbinden und fahren so wenig wie möglich. Wegen der Umwelt natürlich. Aber es ist jedem seine Entscheidung, manche fahren zwanzigmal wohin.

Mit dem Auto muss man aber erst eine Parklücke finden und das Parken zahlen, mit dem Bus fahren wir Halbpreis. Von Linz nach Bozen zahlen wir 30 Euro pro Zugticket, ich weiß nicht, ob das mit dem Auto geht, da muss man ja alles rechnen, Autobahnmaut, Benzin, Abnützung. Wir fahren auch gerne Nachtzug, wir haben die Schlafwägen entdeckt. So gut wie zuhause schläft man nicht, aber es ist praktisch. Wir leisten uns das ganze Jahr nicht so viel, aber die Reisen.

Heinz: Maria hat mit ihrem Mann Guido, ein Schweizer, in Haibach im Mühlviertel das Haus gebaut. Er ist dann leider gestorben. Ich war in Steyr bei MAN bzw. Steyr-Daimler-Puch. Wir hatten dann 16 Jahre lang eine Wochenendbeziehung. Als ich das Haus gesehen habe, habe ich gedacht, da fühl ich mich wohl. Zuerst war ich in Altersteilzeit, 2003 bin ich in Pension gegangen. Ich bin 76 und Maria wird 74 Jahre alt. Ich muss einen Hut tragen, weil ich als Arbeiter zu wenig vor der Sonneneinstrahlung meinen Kopf geschützt habe. Ich suche mir immer einen schönen Hut. Ich brauch nur noch ein Band, wenn es so windig ist wie jetzt, damit er nicht wegfliegt. 

Maria: Wir haben uns über eine Partnervermittlung in Linz vor 30 Jahren kennengelernt. Ich war nicht einmal 40, als mein Mann verstorben ist. Das Haus war noch eine halbe Baustelle. Wirklich allein wollte ich nicht bleiben.

 

Heinz: Ich bin nicht so gerne in der Stadt, obwohl Steyr eine liebe, kleine Stadt ist, aber eben eine Stadt. Die Firma war auch gut. Aber irgendwie war mir niemand geistig nahe und der Alkohol war für die anderen Arbeiter interessanter als andere Themen.

Maria: Ich war in der Bücherei Linz beschäftigt und habe eine kleine Pension. Durch Zufall haben wir von der Armutskonferenz erfahren und da sind wir nun dabei, bei der Plattform Sichtbar Werden, wir fahren auch gerne zur Jahreskonferenz, vielleicht auch mal nach Brüssel. Dorthin gibt es nun auch einen Nachtzug.

Heinz: Wir lernen bei der Armutskonferenz Leute kennen, denen wir vielleicht helfen können. Uns geht es ja sehr gut. Ich bin an der Donau bei meiner Großmutter aufgewachsen. Meinen Papa kenn ich nicht, meine Mama ist gestorben. Ich bin zum Arbeiten zu einem Bauern gekommen. Aber es ist dann anders gekommen, gottseidank. Ich habe in Steyr Verwandtschaft und ein Onkel hat mir geholfen, dass ich im Werk als Arbeiter anfangen konnte. Es ist mir gut gegangen, ich habe dort mein ganzes Arbeitsleben verbracht.

Maria: Man ist dem eigenen Leben zufriedener, wenn man sieht, welche Probleme andere Menschen haben. Wir geben ihnen Tipps und unterstützen sie bei Behördengänge. Wir haben dadurch auch schon viel gelernt, zum Beispiel auf einem Laptop nach Informationen zu suchen.

 

Es heißt so schön, wer nicht kämpft, hat schon verloren. Es ist so. Man glaubt oft, ach, das blöde Sprichwort, aber manche Sprichwörter haben schon was Wahres.

 

Es heißt so schön, wer nicht kämpft, hat schon verloren. Es ist so. Man glaubt oft, ach, das blöde Sprichwort, aber manche Sprichwörter haben schon was Wahres.

Heinz: So lange über Österreich kein Flieger Bomben wirft, ist sowieso alles gut.

maria & heinz

LESEZEIT: 04-06 min

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