olivia
LESEZEIT: 04-06 min
Das Leben ist schwierig genug, warum auch noch Krieg? Warum? Dass jetzt wieder Krieg ist, in der Ukraine, das finde ich ganz schlecht. Es ist für alle schlecht. Mehr kann ich dazu nicht sagen.
Ich kann nicht diskutieren für die eine Seite oder für die andere Seite. Krieg ist immer für alle Menschen schlecht.
Ich kann nicht diskutieren für die eine Seite oder für die andere Seite. Krieg ist immer für alle Menschen schlecht.
Ich komme aus Inguschetien, das ist eine kleine russische Republik neben Tschetschenien. Wir leben im Kaukasus so wie in einem Extraland, wir haben nicht viel Kontakt zu russischen Leuten. Aber es gab Probleme dort, deswegen bin ich hierher gekommen. Über diese Probleme will ich lieber nichts sagen.
Wir haben den Krieg in Tschetschenien miterlebt, leider, das war nicht leicht. Viele Leute sind gestorben, und viele Leute sind krank geworden, durch Stress, durch Depression, psychisch krank. Auch wenn ein Krieg vorbei ist, in den Menschen geht er weiter. Aber die Menschen kommen auf diese Welt, um zu leben. Gott gibt ihnen die Zeit, andere dürfen sie nicht nehmen.
2011 bin ich und meine zwei älteren Kinder geflohen, zuerst nach Polen, dann nach Österreich. Ich habe Asyl beantragt, dann hat das zwei, drei Jahre gedauert. War kein Problem, war ganz normal. Manche Leute bekommen schnell, manche Leute bekommen später, ich hab relativ schnell bekommen. Ich kann hier leben, und dafür sage ich Danke. Ich fühle mich hier frei, die Leute sind gut, alles passt für mich, alles gut.
Ich bin mit zwei Kindern nach Österreich gekommen und habe dann hier noch fünf Kinder geboren, das heißt, ich habe sieben Kinder. Ich war schwanger in der Pandemie. Die Kinder sind heute 24, 19, 11, 9, 8, 3, und 1 1/2. Ich war hier in Österreich zwei Mal verheiratet, moslemisch verheiratet, ein Mal fünf Jahre lang, dann Scheidung, dann vier Jahre lang, jetzt auch geschieden. Leben ist so, muss man akzeptieren.
Mein erster Mann hier war aus Klagenfurt, also bin ich in Klagenfurt gelandet. Und nach der Scheidung wollte ich nicht weggehen. Es ist schön hier, das Wetter ist schön, alles ist ruhig, niemand sagt mir, wie ich leben soll, ich habe keine Probleme auf der Straße, keine Probleme beim Busfahren, keine Probleme beim Einkaufen, die Leute sind nett, sie grüßen mich, sie lachen.
In Inguschetien ist es für Frauen ein bisschen schwer. Wir haben keine gleichen Rechte. Hier haben alle Leute die gleichen Rechte. Bei uns haben zum Beispiel Reiche mehr Rechte als arme Menschen.
Und die Männer haben mehr Rechte als die Frauen, das ist nicht immer von der Regierung bestimmt, nicht vom Staat, sondern von der Tradition her. Frauen sollen nicht in Gegenwart von Männern essen, nicht laut reden, nicht rauchen und viele andere Verbote, extra für Mädchen und Frauen.
Und die Männer haben mehr Rechte als die Frauen, das ist nicht immer von der Regierung bestimmt, nicht vom Staat, sondern von der Tradition her. Frauen sollen nicht in Gegenwart von Männern essen, nicht laut reden, nicht rauchen und viele andere Verbote, extra für Mädchen und Frauen.
Es ist ein ruhiges Leben hier in Klagenfurt, aber mit sieben Kindern man kann sagen, es ist nie ruhig. Mit Kindern hast du viele Berufe auf einmal: Ich bin Managerin, ich bin Krankenschwester, Köchin, Putzfrau, alles. Und in den letzten Jahren auch Lehrerin, in der Pandemie, da waren alle zu Hause.
Gelernt habe ich Köchin, als Beruf. Ich koch auch hier das Essen von meinem Land, mit Knoblauch, Bärlauch, Paprika, Nudeln, Fleisch. Aber die österreichische Küche ist sehr gut, die hab ich kennen gelernt, wie ich im Krankenhaus war. Ich hab da gar keine Auswahl gemacht auf dem Menuplan, weil alles war gut. Auch im Geschäft ist immer alles frisch, mit Datum, nicht abgelaufen. In meinem Land verkaufen sie manchmal schlechte Sachen und die Leute werden krank.
Der erste Lockdown war sehr schwierig für mich. Auf einmal musst du zu Hause sitzen, es war für mich so, als hätte wieder Krieg begonnen, das hat bei mir viele Erinnerungen ausgelöst, Stress und Depressionen.
Der erste Lockdown war sehr schwierig für mich. Auf einmal musst du zu Hause sitzen, es war für mich so, als hätte wieder Krieg begonnen, das hat bei mir viele Erinnerungen ausgelöst, Stress und Depressionen.
Für die Kinder war das nicht so. Sie sind klein, sie verstehen das anders. Sie spielen, sie schauen Fernsehen mit Telefon, mit dem Computer, für sie war es nicht so schlimm.
Drei Kinder gehen in die Schule und ich habe helfen müssen zu Hause, jeden Tag musste ich dabei sein und mit ihnen die Aufgaben machen wie eine Lehrerin. Ich habe nicht alles verstanden, da hat uns mein älterer Sohn geholfen, Mathematik zum Beispiel. Er versteht auch besser Deutsch, aber immer wollte er auch nicht, junge Leute haben andere Interessen als ihren kleinen Geschwistern beim Lernen helfen.
Ein großes Glück ist, dass wir hier einen Garten haben. Der Garten ist mein Kindermädchen. Im Sommer dürfen wir ein Planschbecken aufstellen, da muss ich dann aufpassen, dass es nicht zu laut wird. Und ab Herbst habe ich endlich Kindergartenplätze für die Kleinen, da kann ich wieder arbeiten gehen, in der Gastronomie, privat, egal, ich akzeptiere alles. Ich will nicht immer zu hause sitzen. Ich will mit anderen Menschen zusammen etwas tun, das tut mir gut. Ich habe wegen den Kindern bis jetzt nur wenig gearbeitet hier in Österreich, als Küchenhilfe, nicht als Köchin.
Für Kinder brauchst du viel Nerven. Jedes Kind braucht ein verschiedenes Essen, dann Termine, dann Hausübung, dann Spazieren, dann fehlt etwas, dann ist etwas kaputt, Problem, Weinen, Streit, und so weiter.
Und das immer, jeden Tag, jede Nacht, 24 Stunden, immer musst du bereit sein. Wenn ich arbeiten gehe, habe ich nur eine Arbeit, nicht fünf auf einmal, da kann ich mich auch ein bisschen erholen, darauf freue ich mich schon.
Und das immer, jeden Tag, jede Nacht, 24 Stunden, immer musst du bereit sein. Wenn ich arbeiten gehe, habe ich nur eine Arbeit, nicht fünf auf einmal, da kann ich mich auch ein bisschen erholen, darauf freue ich mich schon.